Energiepreiskrise
Die Energiepreiskrise im organisierten Sport spitzt sich weiter zu, denn konkrete Unterstützungsmaßnahmen sind bislang nicht in Sicht. Über 550 Sportvereine aus ganz Baden-Württemberg, darunter auch der TV Cannstatt 1846 e.V., haben daher in einer mit den drei baden-württembergischen Sportbünden abgestimmten Aktion einen offenen Brief der SV Böblingen mitgezeichnet. Die Vereine fordern in dem zweiseitigen Schreiben, dass jetzt schon Not leidende Vereine schnellstmöglich staatliche Unterstützung erhalten müssen und die Politik zudem Maßnahmen ergreifen muss, um die Energiepreise wieder auf ein bezahlbares Niveau zu bringen. Ansonsten sei „nur eine Frage der Zeit, bis der erste Verein zu extremen Maßnahmen greifen und den Betrieb in seinen Anlagen entweder erheblich einschränken oder Hallen und Sportzentren gleich ganz schließen muss – weil Gas und Strom unbezahlbar geworden sind.“
Mit drastischen Beispielen schildern die Vereine in ihrem Brief, welchen Herausforderungen sie bereits gegenüberstehen. Von einer Vervielfachung der Kosten für Strom und Gas ist in dem Brief die Rede, was besonders Vereine mit eigenen Hallen, Sportzentren oder Bädern vor die Frage stelle, wie man explodierenden Preise als gemeinnütziger Verein bezahlen soll. Eine massive Erhöhung von Mitgliedsbeiträgen scheide aus, um die Kostensteigerungen abzufangen. Sie widerspräche dem sozialen Auftrag der Vereine und würde zudem wohl zu einem schmerzhaften Mitgliederverlust führen. Zudem seien ihre finanziellen Reserven durch die schwere Zeit nach den vergangenen beiden Coronajahren allmählich aufgebraucht.
Trotzdem haben die Sportvereine im Land in den vergangenen Jahren viel in sparsame Beleuchtungs-, Heizungs- und Sanitäranlagen investiert. In der aktuellen Situation reichen diese Maßnahmen aber bei Weitem nicht aus, um die immensen Kostensteigerungen abzufangen. Bei angekündigten Preisanstiegen von bis zu 800 Prozent würde eine weitere Reduzierung des Strom- oder Gasverbrauchs um 20 bis 30 Prozent die Energieausgaben kaum auf ein bezahlbares Niveau bringen, schreiben die Vereine. Um einen „kalten Lockdown“ im Sport zu verhindern, brauche es deshalb schnell staatliche Unterstützung und fordern für sich ein, dass die Zusage von Bundeskanzler Scholz „You’ll never walk alone“ auch für den organisierten Sport gelten müsse.